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Oberwart muss wieder ein Top 4-Team werden!

Das Interview mit Headcoach Erik Braal

Folgendes aktuelle Interview führten Gerald Ringbauer und Michael Pekovics mit Headcoach Erik Braal:

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Nach der Saison ist bekanntlich vor der Saison. Was läuft derzeit bei den Redwell Gunners? Hat das Scouting schon begonnen? Wie laufen die Vorbereitungen für den Herbst?

Wir haben die abgelaufene Saison ausführlich analysiert und sowohl die Team- als auch die Einzelleistungen der Spieler genau aufgeschlüsselt. Für die kommende Saison ist zuallererst wichtig, einen guten Stamm an Österreichern zu haben. Dieser Kern ist wichtig, der muss fix sein. Dann wissen wir, was wir noch brauchen, damit dieser Stamm besser spielt. Ich könnte mir schon vorstellen, dass einige Spieler aus dieser Saison dazu passen. Aber diese Entscheidung wird noch einige Zeit dauern.

Was ist der wichtigste Baustein bei der Kaderbildung, worauf kommt es an?

Wenn man sieht, dass Kapfenberg und Güssing im Finale sind, ist die Antwort ganz klar: Gute österreichischen Spieler sind der Schlüssel zum Erfolg. Sie müssen mehr Qualität haben, als jene des  Gegners. Legionäre machen dann fast keinen Unterschied mehr aus, ihr Niveau ist bei allen Mannschaften ziemlich ähnlich. Kapfenberg hat zum Beispiel mit Armin Woschank und Martin Kohlmaier zwei solcher Spieler in ihren Reihen – das macht dann oft den Unterschied aus.

fotoWas ist Ihr Ziel für die kommende Saison? Wie soll es erreicht werden?

Ganz klar: Wir wollen zu den Top Vier Mannschaften in Österreich gehören. Dazu braucht man aber auch qualitativ gute österreichische Spieler. Erst dann ist es wichtig, auch gut dazu passende Legionäre zu holen. Zum Beispiel brauchen wir Ersatz für David Krämer, um den es mir leid tut, weil er definitiv viele Spielminuten bekommen hätte.

Wir wollen die Top Vier aber nicht irgendwie erreichen, sondern die ganze Saison auf diesem Level sein – inklusive Heimvorteil in den Play offs. In den vergangenen Jahren erreichten die Gunners oft gerade einmal so den sechsten Platz, um dann in den Play offs spektakulär durchzustarten. Das funktioniert aber natürlich nicht immer. Wenn wir aber wirklich Erfolg haben wollen, dann muss man den Kampf aufnehmen – und braucht Heimvorteil in den Play offs. Mit diesen Fans im Rücken und etwas Glück was Verletzungen betrifft, können wir alles erreichen.

Mentale Stärke ist für Sie ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs …

Natürlich! Es ist einfach wichtig für das Selbstvertrauen einer Mannschaft, vorne mitzuspielen. Wenn du einmal ein Winner bist, dann bleibst du ein Winner. Was war zum Beispiel der Unterschied in der Serie gegen Güssing? Sie haben die ganze Saison vorne mitgespielt – das beeinflusst die Mannschaft, die Fans, die Schiedsrichter – einfach alle. Es ist ein anderes Gefühl, wenn man in eine Halle kommt und man ist in der Tabelle Zweiter und nicht Sechster oder Siebenter. Das ist ein massiver psychologischer Unterschied. Deshalb muss sich die Mannschaft auch mental darauf einstellen, die ganze Saison über gut zu spielen. Sind wir dann einmal Vierter, dann wollen wir Dritter sein, dann Zweiter und so weiter. Dann läuft es auch in den Play-offs besser, die heuer ein Spiegelbild der Saison mit vielen Höhen und Tiefen waren.

Bis wann soll das Team fix sein? Und arbeiten Sie lieber mit US-Amerikanern oder europäischen Spielern zusammen?

Ich arbeite gerne mit guten Spielern zusammen und die können aus jedem Land kommen. Natürlich ist es besser, wenn die Mannschaft so schnell als möglich steht. Aber das Problem ist, dass in den kommenden Monaten Mannschaften aus ganz Europa Spieler suchen. Deshalb ist es für mich auch sekundär, ob der Kader in der ersten oder letzten Augustwoche fertig ist. Wichtig ist, dass zumindest drei bis vier Wochen gemeinsame Vorbereitungszeit möglich sind – länger ist natürlich besser, muss aber nicht sein. Ich möchte gerne mit guten Spielern arbeiten – und wenn die Verpflichtung dann eben eine Woche länger dauert, dann soll es so sein.

fotoWas ist Ihre Basketball-Philosophie?

Gute Leistungen basieren auf guter, aggressiver Full court-Verteidigung. Wir haben auch das Scouting genau darauf ausgelegt. Ich möchte eine Mannschaft bilden, die gut zusammenspielt und gut darauf reagieren kann, was der Gegner macht. Das ist schwierig, weil man dazu fünf Spieler am Feld braucht, die gute Entscheidungen treffen können und sich gut verstehen. Aber das ist ja meine Aufgabe, darauf freue ich mich schon. Wenn wir nämlich gleichwertige Spieler haben, dann ist es für die Gegner schwerer, uns auszurechnen – speziell in den Play offs.

Trotzdem soll jeder Spieler die Möglichkeit haben, selbst Entscheidungen zu treffen – wenn möglich, gute. Teambasketball steht für mich an erster Stelle, gleich dahinter die mentale Stärke und harte Verteidigung. Wenn man einen Fehler macht, ist das kein Problem, sondern wie man darauf reagiert. Deshalb arbeite ich auch viel im mentalen Bereich. Ich will ein fokussiertes Team haben, das sich nicht mit dem Gegner oder den Schiedsrichtern beschäftigt, sondern versucht, perfekt zu spielen.

Wichtig für mich ist, wie eine Mannschaft auf schlechte Phasen im Spiel reagiert – und die gibt es immer. Nur halten die erfolgreichen Teams die schlechten Phasen kurz und reagieren darauf als Einheit. Ich vergleiche das immer mit einer Hand: Fünf einzelne Finger sind zerbrechlich, aber mit einer Faust kann man zuschlagen.