Als "Weihnachtsgeschenk" präsentieren wir euch in unserer heutigen Folge von #Wir sind Oberwart unseren Head Coach Horst Leitner. Nachdem wir nun erstmals nicht unseren Coach um ein paar einleitende Worte bitten können, haben wir Gunners-Präsident Thomas Linzer um ein kurzes Statement zu unserem Coach gebeten:
Thomas, bitte sag uns ein paar Worte zu Horst. Was kannst du uns zu unserem Head Coach berichten, wie empfindest du die Zusammenarbeit mit ihm und was siehst du als seine herausragenden Eigenschaften?
Horst Leitner ist der erste gebürtige österreichische Bundesliga-Trainer bei den UNGER STEEL Gunners Oberwart. Er ist ein bedingungsloser Vollblut-Gunner und es ist ein absoluter Glücksfall, wenn es gelingt einen Head Coach aus dem eigenen Verein heraus zu entwickeln. Darauf sind wir sehr stolz. Horst wurde von vielen Leuten zu Anfang unterschätzt, mir war jedoch immer klar, dass er unser volles Vertrauen verdient, was er seither auch jeden Tag mit seiner Arbeit rechtfertigt. Die Gunners sind sein Leben, er hat einen extrem hohen Grad an Identifikation wenn es um den Verein geht. Zusätzlich hat Horst in den vergangenen Jahren auf allen Ebenen einen Reifeprozess durchlaufen und sich seinen Erfolg und sein Standing hart erarbeitet. Dass er letzte Saison Trainer des Jahres wurde, ist für mich absolut kein Zufall! Wenn es darum geht seine Spieler zu schützen, steht Horst wie eine Wand hinter seinem Team und kämpft wie ein Löwe.
Ich schätze seine Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit! Horst trägt stets das Herz auf der Zunge und sagt dir frontal was er denkt, was ihn sympathisch macht. In der Zusammenarbeit bedeutet diese bedingungslose Offenheit manchmal aber auch, dass man unter Umständen auseinander geht und jeder zuerst reflektiert was einem der Andere vermitteln wollte, bevor man dann gemeinsam eine Lösung findet. Horst hat ein extrem hohes Maß an Eigenverantwortung und fördert dies auch bei seinen Spielern sehr stark. Er hasst Ausreden, diesbezüglich ist er extremer Allergiker. Horst ist authentisch, gespielt gibt es bei ihm nicht. Er ist 100% wahr und wird sich nie verbiegen. In all den vielen Jahren, in denen ich mit Basketball zu tun habe, kann ich mich an keinen Trainer in Oberwart erinnern, der das Amt des Head Coaches so leidenschaftlich und authentisch bekleidet hat, wie Horst das tut. Ich freue mich, dass wir das aus unseren eigenen Reihen entwickeln konnten und wünsche uns und ihm, dass er uns als Head Coach noch sehr lange erhalten bleibt und vorlebt, was es bedeutet die Oberwart Gunners zu sein!
Horst Leitner, Head Coach der UNGER STEEL Gunners Oberwart, sei so gut und erzähl unseren Lesern ein klein wenig über dich privat. Wann bist du geboren, wo bist du aufgewachsen, wie viele Geschwister hast du? Wo lebst du aktuell? Erzähl uns auch ein wenig über deine eigene Familie und was sie dir vor allem auch im Bezug auf deinen Job als Coach als Ruhepol/Ausgleich/Hafen bedeuten.
Ich bin am 9. Mai 1981 in Oberwart geboren und in Oberschützen aufgewachsen. Meine Alexandra und ich haben gemeinsam mit unseren Familien das Elternhaus meiner Großmutter in Oberschützen renoviert und umgebaut. Dort leben wir mit unseren 4 Kindern noch immer. Ich habe einen Bruder - Kurt. Meine Frau hat aus dem Haus ein Paradies für unsere Familie bzw. die Kinder geschaffen. Für mich ist es extrem wichtig, dass es meiner Familie gut geht. Erst das gibt mir die Möglichkeit, in derartiger Form meine Aufgabe zu erledigen und mit Hingabe dem Basketball nachzugehen.
Du hast ja eine lange Verbundenheit zum Thema Basketball und zu den Oberwart Gunners. Erzähl uns bitte wann du mit Basketball begonnen hast, welche Stationen und Nachwuchsteam du durchlaufen bist und schlussendlich auch, warum du deine aktive Karriere als Spieler dann relativ früh beendet hast?
Ja, nur 3 Dinge sind in meinem Leben von hoher Dauer geprägt: Meine Familie, Alexandra und Basketball. Meine Familie hat Sport immer unterstützt, Kurt und ich haben mit Judo begonnen, Fußball und Tischtennis gespielt. Zum Basketball bin ich durch meine Mutter gekommen, sie hat meinen Bruder und mich zu den Gunners Spielen mitgenommen. Für sie war es das Normalste der Welt die Menschen bei ihrer Leidenschaft zu unterstützen, und in Folge dessen, dass sie unseren Cousin Andreas anfeuerte, hat sie den „Virus Basketball“ mit nach Hause getragen. Ich habe dann nach einem Schulbesuch der Gunners in Oberschützen begonnen bei den Gunners zu spielen. Charles Payton war mein erster Trainer. Ich bin alle Nachwuchs Mannschaften der Gunners bis zur Bundesliga durchlaufen. Dann bin ich als Kooperationsspieler nach Güssing gegangen und habe dort dann 2 ½ Jahre in der 2.Liga gespielt. Ich denke es wäre durchaus mehr möglich gewesen, doch mein etwas wilderes Verhalten als Jungendlicher verhinderte, dass ich mehr daraus machte. Nachdem ich dann den Sprung nicht wirklich geschafft hatte, entschied ich mich einen anderen Weg zu gehen.
Wie kam es dann dazu, dass du den Weg in Richtung Coaching eingeschlagen hast, und nachdem man ja auch nicht von heut auf morgen zum Head Coach wird, erzähl uns ein wenig über diesen Entwicklungsweg. Weiters, wie fühlt es sich für ein "Oberwarter Urgestein" wie dich heute an, der Head Coach des Teams zu sein, wo du mit all dem begonnen hast und wo du regional, emotional und mit dem Herzen hin verbunden bist? Hat eine solche Chance eine spezielle Bedeutung für dich?
Das war in einer gewissen Form Schicksal. Ich hatte einen guten Job, die richtige Frau, so ziemlich alles was ich dachte, was ich will und brauche. Doch egal wie viel ich arbeitete, oder reiste, erlebte, es war nie genug. Irgend etwas fehlte! Ich denke es war Silvester 2008 oder 2009, da hatten Thomas Wertner, der damals die Phantoms anführte, und ich ein Gläschen zuviel. Wir vereinbarten, dass ich mich bei ihnen an die Seitenlinie stelle. Auch wenn es „nur“ Landesliga war und eine Hobby Basketball Mannschaft, die 2 Trainings und das Spiel am Wochenende waren das Beste an der Woche!
Nach ca. einem Jahr Diskussionen zwischen Alexandra und mir, fassten wir letztendlich den Mut. Ich redete mit Andreas (Leitner) der bei den Gunners gerade einen Teammanager für die Bundesliga suchte. So hab ich Basketball wieder zu meinem Leben gemacht und war zurück bei den Gunners. Von da war es wie immer für mich, ich habe alles in meinem Leben immer mit der selben Intensität betrieben. Ich habe meine Ausbildung gemacht, gelernt, gearbeitet und 2010 als Teammanager mit der Bundesliga das erste Mal erlebt wie es ist, Meister zu werden. 2011 haben wir dann mit mir als Head Coach die U16 Staatsmeisterschaft gewonnen, ich wurde Assistent Coach von Bernd Wimmer beim U16 Nationalteam. Das Jahr darauf wurde ich Head Coach des U16 Nationalteams. So führte dann eines zum anderen.
2012 wurde mein Sohn Anton geboren, somit mussten wir als Familie wieder eine Entscheidung treffen, und es war uns wichtig, Stabilität zu haben. Hannes Mühl hat mich dann zur Grazer Wechselseitigen gebracht - denen ich bis heute dankbar bin für die damaligen Möglichkeiten und deren ehrliche Art! Ich arbeitete parallel als Nachwuchs Coach, 2014/15 war es dann Erik Braal der mich indirekt aufforderte, zu entscheiden, ob ich nun ein Coach bin oder nicht. Als diese Entscheidung dann getroffen war, war es einfach. Im Anschluss wurde ich Nachwuchsleiter und seit dem bin ich hauptberuflich Coach bei den Gunners. Was ich hoffe auch noch lange zu sein, aber man weiß ja nie!
Was es für mich bedeutet bei den Gunners jetzt Head Coach zu sein? Das ist schwer zu beantworten. Meistens ist es ALLES für mich! Die Momente vor dem Spiel wenn die Gunners-Fans loslegen, sind super emotional für mich. Ich vergleiche es gerne mit dem Gefühl, dass ich habe wenn du als Nationalteamtrainer vor der Fahne stehst und die Hymmne mit singst. Du fühlst diese Verantwortung, alles zu geben, niemanden im Stich zu lassen, dein Land oder in unserem Fall unsere Region in einer Art und Weise zu repräsentieren, die alle Stolz macht und ihnen das Gefühl gibt, dass wir zu ihnen gehören und umgekehrt. Ich möchte mir selber erlauben zu glauben, dass wir mit unserem Auftreten und der Art wie wir spielen, den Menschen etwas geben, das sie stolz macht auf uns, unsere Region und unsere Lebensweisen. Wir sind schon ein ganz eigener Schlag Menschen. Es gibt keine Einheitssprache die sagt du bist von hier, die Kulturen sind vermischt. Alle wissen, dass es nur über harte Arbeit geht. Fleiß und Selbstaufopferung sind oftmals selbstverständlich. Auch, dass Wandel nichts schlechtes sein muss. Ich habe das Gefühl, wir - die Menschen hier in der Region - lieben das Leben, weshalb wir auch so leidenschaftlich sind in allem was wir tun.
Reflektieren wir ein wenig deine vergangenen Jahre und deine Entwicklung als Coach und nun als Head Coach. Auffällig ist, dass es immer eine emotionale Komponente in deinem Coaching-Stil gibt. Die hat früher - vielleicht auch öfter als heute - Technische Fouls mit sich gebracht. Heute sieht man dich aber auch immer wieder im Dialog mit den Refs. Eine Veränderung ist also klar erkennbar. Was siehst du als deine stärkste Eigenschaft als Coach und womit bist du nicht immer ganz zufrieden? Damit verbunden: Welche Rolle spielt für dich "dein Yang (Kris)" in deiner Arbeit an der Seitenlinie?
Ich denke, dass ist zum Großteil das selbe wie bereits zuvor erwähnt. Zu Beginn wirst du belächelt und dann muss du für das, was dir wichtig ist, aufstehen und es verteidigen auf die eine oder die andere Art. Jetzt genießen wir bereits etwas mehr Respekt bei den Refs. Weil sie aber auch wissen, dass es nicht darum geht ihnen eine Schuld zuzuweisen, sondern oftmals mehr um Verständnis oder Missverständnisse aufzuklären. Ich bin der Meinung, fast alle von Ihnen versuchen ständig ihr Bestes zu tun. Manch einer bringt vielleicht schon noch Befindlichkeiten mit, aber das ist bei uns das selbe. Ich erwarte mir das selbe von ihnen, wie sie von uns – Respekt! Im Speziellen vor unserer Arbeit und der Hingabe zu unserem Beruf. Doch ich denke die Entwicklung hier ist sehr gut, es wird immer besser.
Mich selbst als Coach zu beschreiben wäre eher eine Frage für die Spieler. Für mich sind einige Dinge wichtig. Ich denke zum Beispiel nicht, dass es die richtige oder falsche Art Basketball zu spielen gibt. Ich denke, Basketball ist lebendig und ständig der Veränderung unterworfen, so wie alles andere auch. Es ist wichtig, dass man eine Systematik findet, die es allen erlaubt, ihre Stärken einzubringen. Das Ganze ist wichtiger als der Einzelne. Die Spielweise muss aber auch zu den Charaktären des Teams, Clubs und der Region passen. Das Schwierigste ist, den Spielern das Werkzeug (Fähigkeiten entsprechend ihrer Talente) an die Hand zu geben und ihnen dann gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu verwirklichen. Hier ist es oft notwendig einzugreifen, wenn sie zu sehr auf die eine oder die andere Seite tendieren. Deshalb wird es manchmal schon laut, wenn einer das Ganze ins Wackeln bringt. Ich respektiere und bewundere alle meine Spieler, aber ich muss immer an das Ganze denke, dafür sorge tragen, dass jeder seine Aufgaben erfüllt. Der Kris und ich sind beide sehr akribisch, detailversessen und gleichen es oft auch aus, wenn einer von uns beiden, eben auf die eine oder andere Seite kippt. Das ist in der Form halt nur möglich, weil wir menschlich als auch sportlich so viel Respekt voreinander haben. Alexandra und ich haben den Kristijan zum Taufpaten meines Erstgeboren gewählt, und wer mich kennt, weiß was das (für mich) bedeutet.
Wir stehen vor den X-MAS Games, nicht immer eine einfache Zeit für Spieler und Coaches. Wer dich kennt weiß, dass du von keinem Gegner Geschenke erwartest. Aber sag uns die 3 Wünsche von Horst Leitner an das Christikind für sich uns sein Team - der direkte Wunsch "Meistertitel" ist ausgenommen:
Das ist Teil unserer Berufung. Wir alle wissen, dass der wahre Dank unseren Frauen, Kindern und Familien gilt, denn Sie müssen außerhalb der Norm leben für unsere Lebensweise. Jedoch bringt sie ja auch genug Vorteile mit sich, die zu Weihnachten gefühlt halt etwas in den Hintergrund rücken.
Ich wünsche uns Gesundheit und von nun an eine verletzungsfreie Saison. Für den Rest wollen wir Arbeiten. Den Gunners Familien - das sind alle, die sich uns zugehörigen sehen, fühlen und mit uns mitfiebern - eine schöne Weihnachtszeit, Gesundheit und viele schöne Momente mit unserem Team!