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Der Redwell-Gunners-Manager spricht

Alle 3 Fotos: Pictorial/Michael Filippovits

Ausführliches und exklusives Interview mit Andreas Leitner

Jetzt spricht der Manager! Zahlreiche Fragen gingen in der Online-Redaktion der Redwell-Gunners ein. Fragen von Fans, von Vereinsmitarbeitern, vom Fanclub Blue-White-Gunfire oder sogar von anonymen Gunnersfans via Email. Mag. Andreas Leitner hat die "besten" davon beantwortet und nun könnt ihr das gesamte Interview hier online lesen. Der Manager spricht über die abgelaufene Saison, über Gant/Chaney/Hinson/Boxley, die Finalserie, die Legionäre in Österreich, Highlights der Saison, über Headcoach Tom Johnson, das Vereinsleben im Allgemeinen und: er verrät uns schon heute, mit wievielen Legionären die Redwell-Gunners in der kommenden Saison an den Start gehen werden. Das Interview führte Gerald Ringbauer.

Die Saison 12/13 war eine lange und sehr erfolgreiche. Nach einem schwachen Beginn auf Platz 9 liegend konnten wir noch, etwas überraschend, den Vizemeistertitel gewinnen. Bist du mit der abgelaufenen Saison zufrieden bzw. womit warst du unzufrieden?

Selbstverständlich bin ich mit der Saison zufrieden, das Erreichen des Finales ist ein großartiger Erfolg, vor allem, wenn man bedenkt, wo wir Mitte Dezember gestanden sind. Wir haben dann ein tolles Final Four Turnier abgeliefert und eine tolle Hauptrunde gespielt. In den Playoffs muss man dann einmal Serienmeister Gmunden und den regierenden Meister Klosterneuburg rauskicken, noch dazu nach einem 1:2-Rückstand.

Es ist bekannt, dass mit dir als Gunners-Manager ein wirtschaftlich "gesunder" Verein oberste Priorität hat. Was sind deine Ziele, die du dir persönlich für die nächsten Saisonen gesteckt hast im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten?

Ein wirtschaftlich gesunder Verein ist wohl oberste Priorität eines jeden Vereinsverantwortlichen der ABL. Vereine kommen und gehen, aber uns gibt es jetzt seit fast 20 Jahren auf konstant gutem Niveau und dort wollen wir auch bleiben. Es wird daher auch in Zukunft keine finanziellen Abenteuer geben. Natürlich wollen wir aber den Schwung des starken Saisonfinishes mitnehmen und besser in die Saison starten als im Vorjahr. Die Top 4 sind unser erklärtes Ziel! Und wenn man einmal im Semifinale ist, kann alles passieren...

Rückblick. Betrachten wir die 5 aufregenden Finalspiele. Erzähle uns in wenigen Sätzen, wie du nachträglich diese 5 Spiele gesehen hast.

Wir haben Vienna einen tollen Fight geliefert und dem Starensemble alles abverlangt. Vienna hatte rechtzeitig zur Finalserie wieder alle Akteure fit und damit den mit Abstand besten und teuersten Kader der Liga. Spiel 4 wird immer ein Highlight bleiben. Unglaublich wie diese letzten 3 Minuten 47 Sekunden der regulären Spielzeit und die Verlängerung jeden Zuschauer mitgerissen haben!

Finalspiel 2 in Wien. 1 Sekunde, die uns der Schreibertisch definitiv "gestohlen" hat, hat uns zum Gewinn dieses Spieles, und somit auch zum Gewinn der Meisterschaft gefehlt. Wo lag deiner Meinung nach der Fehler?

Darnell Hinsons Wurf war um 8 Hundertstel Sekunden (!) zu spät, das haben wir nachgemessen. Wir haben aber auch mehrfach nachgemessen, dass sich der Wurf von Darnell in 85 Hundertstel Sekunden ausgeht ... mehr möchte ich dazu nicht mehr sagen.

Was war für dich das größte Highlight der Saison?

Die letzten 3 Minuten und  die Verlängerung in Spiel 4, eine der emotionalsten Erlebnisse meiner Basketball-Laufbahn. Das kommt gleich nach unserem ersten Cupsieg im Dezember 1994 und dem Meistertitel 2011.

Was war für dich die größte Enttäuschung der Saison?

Unsere Leistung in Graz bei der 69:98 Niederlage am 3. Dezember 2012.

Aus unserer Sicht ist die Trainerfrage sehr wichtig. Wann gibt es eine Entscheidung, und wie wichtig ist der Zusammenhalt des Teams?

Headcoach Tom Johnson hat einen gültigen Vertrag für die kommende Saison, er kann aber bei einem entsprechenden Auslandsangebot aus seinem Vertrag aussteigen. Am Ende dieser Woche wissen wir mehr. Wir wollen jedenfalls mit ihm weiterarbeiten. Natürlich würden wir auch das Team gerne halten, aber das wird sehr schwierig. Boxley, Chaney und Hinson wollen wieder zurück in bessere Ligen und mehr Geld verdienen, auch wenn sie sich hier in Oberwart sehr wohl gefühlt haben.

Wie sieht die Arbeit des Managers und des Präsidenten in der Sommerpause aus?

Spielerverträge müssen verhandelt werden, Sponsorkooperationen besprochen werden - wir haben immerhin über 100 Partner; das Nachwuchsprogramm erfordert viel Aufmerksamkeit und dazu kommen natürlich die betriebswirtschaftlichen Aufgaben innerhalb des Vereins. Jeder mittelgroße ABL-Verein ist inzwischen ein Unternehmen mittlerer Größe, da fällt eine Vielzahl an Aufgaben und Entscheidungen an.

Wie arbeitet der Verein mit dem Fanclub zusammen? Wie wichtig ist ein organisierter Fanclub?

Ich denke, dass die Zusammenarbeit sehr gut ist. Auch abseits der Fanstammtische ist die Kommunikation zwischen den Fanclubverantwortlichen und dem Verein  gut. Ansonsten wäre eine Stimmung wie bei den Heimspielen oder eine Faninvasion nach Schwechat gar nicht möglich.

Gibt es neue Pläne für den Ausbau der Infrastruktur?

Unsere Sporthalle würde schon dringend eine Sanierung brauchen, aber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird das sicher noch einige Jahre aufgeschoben werden.

Wie wohnen die Legionäre in Oberwart?

In gut ausgestatten und von uns zur Verfügung  gestellten Mietwohnungen im Zentrum von Oberwart.

Ohne ehrenamtliche Mitarbeiter würde es wohl nicht gehen. Wieviele Mitarbeiter hat der Verein bei Heimspielen (insgesamt)?

Ich bin gerade die Mitarbeiterliste für unser Saisonabschluss-Barbecue durchgegangen und bin auf 88 Mitarbeiter gekommen! Natürlich sind hier auch Nachwuchscoaches und Betreuer dabei, aber dafür fehlen hier noch die Bundesligaspieler!  Ohne unsere vielen Helfern und freien Mitarbeitern hatten wir keine Chance, mit den anderen ABL-Klubs mitzuhalten!

Wann wird endlich wieder versucht, einen Legionär ähnlich wie Jason Johnson länger als eine Saison zu verpflichten, bzw. woran scheitert es?

Das ist ein sehr komplexes Thema. Manchmal sind die Legionäre nicht gut genug, sehr oft aber dann zu gut und wollen in bessere Ligen und viel mehr Geld. JJ war ein Glücksfall, denn er war und ist gut genug und war gleichzeitig intelligent genug, nicht jedem Dollar mehr hinterherzulaufen. Dass er sich hier verliebt hat und eine Familie gegründet hat, hat dabei sicher entscheidendes dazu beigetragen.

Hält man weiter an der mittlerweile üblichen Praxis in der ABL fest, um Geld sparen und Legionäre im Jänner nachzurüsten (nicht auf die heurige Saison bezogen)?

Wir sparen das Geld hier nicht, sondern wir haben es zu Saisonbeginn einfach nicht.

Ich denke, dass die häufigst gestellten Fragen mit den Legionären zu tun haben wird. Daher die Hauptfrage: Wie schaut es mit den Legionären (Hinson, Boxley, Chaney und Gant) nächste Saison aus? Wie sehr spielen hier die Finanzen eine große Rolle? Hat man eigentlich eine Chance, diese für nächste Saison zu verpflichten? Wenn nicht, auf welche Art von Spielertypen will man sich nächste Saison fokussieren? Will man nur erfahrene Legionäre im Team haben, oder vertraut man wieder auf Rookies wie z.B. Gant es war? Haben Die Legionäre der letzten Saison schon Interesse an einer Verlängerung gezeigt? Wird man wieder klein anfangen am Beginn der Saison, oder von Anfang an voll durchstarten bezüglich Spielerverpflichtungen?

Klar wollen wir Boxley, Chaney und Hinson halten, wer würde das nicht wollen? Wir bemühen uns auch sehr um sie, aber am Ende des Tages müssen wir froh sein, dass wir sie in Oberwart spielen sehen konnten. Wir hatten im Dezember einerseits ein gutes Timing und Glück - andererseits hat uns aber auch unser guter Ruf geholfen, sie überhaupt verpflichten zu können. Alle drei werden jetzt einmal ihren Marktwert testen und dann sich erst wieder für uns interessieren. Seamus Boxley hat ein Angebot aus der Ukraine, bei dem in Österreich nicht einmal Vienna nur annähernd mithalen kann… die Zukunft von Darnell Gant hängt von der Gesamtsituation der Legionäre  und der Kadervorstellungen des Headcoaches ab.

Eines ist aus heutiger Sicht schon fix: wir werden mit 4 Legionären in die Saison starten und streben einen Mix aus erfahrenen Spielern und Rookies an. Wir wollen dabei auch versuchen, die Spieler gleich auch für 2014/15 an uns zu binden, aber das ist bei entsprechender Qualität sehr schwierig.