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Abschiede, Pläne und neue Herausforderungen!

Die Saisonbilanz.

Rund einen Monat nach der Entscheidung in der Admiral Basketball Bundesliga und dem Vizemeistertitel für die Oberwart Gunners ist es nun nach einer kleinen Verschnaufpause Zeit, Bilanz zu ziehen. Bilanz über eine Saison mit ausdauernden Höhenflügen und einer monatelangen klaren Tabellenführung, getrübt durch drei Niederlagen ausgerechnet in Titelentscheidungen vor eigenem Publikum.

Mit Gunners-Präsident Thomas Linzer sprach Michael Pekovics.

 

Thomas LinzerIst man bei den Gunners jetzt eigentlich enttäuscht, keinen Titel geholt zu haben oder überwiegt die Freude angesichts der guten Leistungen über weite Strecken der Saison?

„Vor der Saison haben wir uns gedacht, wir werden um einen Play Off-Platz spielen, weil wir unsere ohnehin junge Mannschaft noch einmal verjüngen mussten. Sportlich haben wir also mit dem jüngsten Gunners-Team aller Zeiten mehr als überrascht. Wir hatten einen tollen Start, standen lange Zeit unerwartet an der Tabellenspitze. Dass wir in beiden Finalspielen stehen, war absolut nicht zu erwarten. Dass dann sowohl im Cupfinale als auch im ABL-Finale gegen Kapfenberg Endstation war, hat viel mit fehlender Erfahrung zu tun und zeigt, dass wir in der Tabelle über weite Strecken überbewertet waren.“, sagt Präsident Thomas Linzer im Interview.

Tatsächlich holten die Gunners 31 Siege bei nur 11 Niederlagen und lagen lange Zeit mit großem Vorsprung an der Tabellenspitze. In dieser Phase der Meisterschaft hätte sich Linzer durchaus „mehr Mut“ gewünscht: „Die  jungen Spieler hätten sich mehr Spielzeit verdient, da hätten wir durchaus mehr riskieren können.“ Schließlich sei es ja bereits in der letzten Meistersaison das Ziel gewesen, mehr Augenmerk auf die Entwicklung von jungen Österreichern zu legen. „Da war es heuer dann doppelt schade, dass sich Renato Poljak und Jakob Szkutta ausgerechnet in der Schlussphase der Meisterschaft verletzt haben. Aber ihre Gesundheit steht im Vordergrund, ihnen gehört mit unseren anderen jungen Wilden wie Sebastian Käferle, Benjamin Blazevic und Georg Wolf schließlich die Zukunft“, unterstreicht Linzer.

 

Die Zukunft der Gunners wiederum liegt nach dem Ausscheiden des hauptamtlichen Managers Andreas Leitner in den Händen des Vorstandes. Wird es in absehbarer Zukunft wieder einen eigenen Gunners-Manager geben?

„Nein, vorläufig nicht. Ein hauptamtlicher Manager, wie ihn derzeit nur Kapfenberg hat, ist bis auf weiteres aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht leistbar. Natürlich war der Abschied von Andi eine große Herausforderung für den Verein, aber zum Glück gibt es derzeit ein hervorragendes Vorstandsteam mit neuen Kräften, das sich die Arbeit aufteilt. Gut möglich, dass da noch der eine oder andere hinzukommt. Es hat auch Vorteile, wenn die Entscheidungen wieder auf einer breiteren Ebene fallen“, meint Linzer.

 

Die Firma Redwell beendet angeblich mit Ende dieser Saison die Sponsoringkooperation – warum haben die Gunners keinen Titelsponsor mehr?

„Redwell hat uns schon im Laufe der Saison mitgeteilt, dass das Sponsoring mit Ende der Saison beendet wird. Wir bedauern diesen Schritt sehr und müssen uns wirtschaftlich auf die neue Situation einstellen. Wir hätten die Kooperation sehr gerne fortgesetzt. Auch wenn es schmerzt, wir respektieren die Entscheidung und sind Ina und Mike Buschoff zutiefst dankbar für fünf erfolgreiche Jahre mit den größten Erfolgen in der Vereinsgeschichte, die ohne Redwell so sicher nicht möglich gewesen wären – DANKE!“

 

Was heißt der Abschied von Redwell für die nächste Saison?

„Das heißt, dass wir uns gemeinsam bemühen müssen, wieder einen Trikotsponsor zu finden. Das braucht sehr viel Einsatz und Geduld. Da wir derzeit keinen neuen Hauptsponsor haben, werden wir in der nächsten Saison mit einem deutlich geringeren Budget agieren müssen, denn auch wenn wir die Augen nach einem Hauptsponsor offen halten, können wir aktuell nur mit jenem Budget planen, das uns jetzt zu diesem Zeitpunkt der Saison gesichert zur Verfügung steht“, sagt Linzer.

 

Aber in wirtschaftlichen Problemen stecken die Gunners nicht …?

„Wir haben auf Basis unseres letztjährigen Rechnungsabschlusses und nach Vorlage aller Wirtschaftsdaten des Vereines im neu modifizierten Lizenzierungsverfahren der ABL, wo sich die Maximalanzahl der Legionäre an der Höhe des Budgets orientiert, eine Lizenz OHNE Auflagen mit vier (von maximal fünf möglichen) Legionärsplätzen erhalten. Bei ernsthaften wirtschaftlichen Problemen hätten wir wohl Auflagen erhalten. Wir werden dennoch nur mit drei Legionären starten. Das hat mit dem fehlenden Hauptsponsor nicht unmittelbar zu tun und stand bereits letzten Sommer fest, als die Lizenzreform beschlossen wurde. Die Reform hat zur Folge, dass die Legionärsanzahl bei den Vereinen unterschiedlich hoch und im allgemeinen rückläufig sein wird. Damit wird in Zukunft die Qualität und der Einsatz der österreichischen Spieler deutlich hervorgehoben und gestärkt. Man braucht kein Prophet sein um zu erkennen, dass in Zukunft bei durchschnittlich drei Legionären pro Team zumindest fünf gute österreichische Eigenbauspieler verfügbar sein müssen, um in einer 8-Spieler Rotation auch erfolgreich sein zu können. Wer also in den nächsten Jahren an der Spitze der ABL mitspielen will, wird gut daran tun, JETZT konsequent und nachhaltig junge österreichische Spieler auszubilden und zu fördern. Das ist unser absoluter inhaltlicher Schwerpunkt in den nächsten zwei Jahren.

 

Heißt das die Gunners werden in der nächsten Saison vermehrt auf junge Eigenbauspieler setzen?

„Da führt kein Weg daran vorbei!“, sagt Linzer. „Unser Ziel ist es, junge Spieler zu entwickeln und in drei bis vier Jahren eine sehr gute Gruppe an österreichischen Spielern zu haben, die den Kern der Mannschaft bulden und ihr auch eine Identität geben. Mittelfristig wird die Anzahl der Legionäre in allen Vereinen zurückgehen, da ist es für eine erfolgreiche Zukunft einfach unerlässlich, diesen Weg nachhaltig zu gehen. Wir wollen uns mehr auf den Aufbau unserer eigenen Spieler konzentrieren und weiter Ausschau nach jungen Talenten halten – Es geht nicht immer nur darum Meister zu werden. Oberwart soll die erste Adresse für junge, aufstrebende Spieler werden. Dieser Weg birgt natürlich ein gewisses Risiko und ist eine große Herausforderung für alle in der Gunners Familie, aber wir sind überzeugt, dass es für uns im Südburgenland der richtige Weg ist.“

Einer, der eben dieser Gunners-Familie richtig ans Herz gewachsen ist, ist Chris Chougaz. Der Headcoach weilt derzeit bei seiner Familie in Griechenland, die Entscheidung über seine Zukunft bei den Gunners fällt in diesen Tagen, auch wenn die Chancen für einen Verbleib bei den Gunners gering erscheinen.

„Chris ist ein international tätiger und erfahrener Profitrainer, der auch seine eigene Karriere im Blickwinkel haben muss. Da ist es natürlich verständlich, dass er sich nach zwei sehr erfolgreichen Jahren bei uns, für die wir uns sehr bedanken, auch nach neuen Perspektiven im Ausland umschaut – noch dazu vor einer Aufbausaison mit viel Knochenarbeit, in der eindeutig die Entwicklung junger Spieler mit viel Individualarbeit in der Halle und nicht der Tabellenplatz im Mittelpunkt stehen wird“, sagt Linzer.  „Derzeit ist noch offen ob Chris bleibt. Wir haben die beidseitige Ausstiegsoption bis 10. Juli verlängert. Es macht aber nur Sinn, wenn Chris mit seinem ganzen Herzblut dabei ist, um in erster Linie die jungen Spieler rigoros zu fördern, auch wenn am Ende der Saison kein Spitzenplatz zu Buche steht. Ich kann aus seiner Sicht verstehen, dass er da überlegt und zögert. Schließlich geht es für ihn ja auch darum, seinen eigenen Erfolg als Referenz für seine Zukunft mitzunehmen. Da wäre nach den Top Platzierungen der letzten zwei Jahre ein möglicherweise durchschnittlicher Tabellenplatz im kommenden Jahr im eigenen Interesse vermutlich ein Rückschritt und schwerer zu „verkaufen“ als Meistertitel und Finalteilnahmen.“

Schließlich gilt es, das Team für die kommende Saison zusammenzustellen. Jamari Traylor ist nach Griechenland gewechselt, auch Derek Jackson und Chris McNealy zieht es ins Ausland. Cedric Kuakumensah wird nicht weiter verpflichtet, Andell Cumberbatch hätte zwar noch einen laufenden Vertrag, wird aber von seinem Manager freigekauft, um ihn wieder am Spielermarkt anbieten zu können. Was sind da die Aufgaben und Herausforderungen in den nächsten Wochen?

„Mit allen österreichischen Spielern haben wir laufende Verträge. Das heißt, Sebastian Käferle, Georg Wolf, Benjamin Blazevic, Renato Poljak, Jakob Szkutta und Maximilian Schuecker sind fixer Kaderbestandteil.

Jetzt gilt es in Ruhe seitens der Trainer festzulegen, welche 3-4 jungen österreichischen Spieler hier noch hinzukommen und gemeinsam mit den zuvor genannten im Mittelpunkt der Ausbildungsarbeit stehen.  Dazu gilt es in Abstimmung mit dem Head Coach 3 Legionäre zu finden, die sich gut ergänzen und die in jeder Hinsicht Vorbilder für die jungen Spieler sind. Typen, von denen sie hinsichtlich Einstellung, Arbeits- und Lebensweise auf und abseits des Spielfelds lernen können. Das war zuletzt leider nicht der Fall.“, skizziert Linzer das Anforderungsprofil der neuen Legionäre für die nächste Saison.

„Im Mittelpunkt steht also ganz klar die junge Mannschaft und die Spieler, die schon seit 2 Jahren immer mehr Verantwortung übernommen haben. Ihre Entwicklung liegt uns sehr am Herzen – entwickeln sie sich gut, wird sich auch der Verein gut entwickeln. In diesem Zusammenhang möchte ich mich im Namen des Vereines und meiner Vorstandskollegen besonders bei unseren Sponsoren und Fans bedanken, die immer hinter uns gestanden sind. Ich würde mich freuen, wenn alle gemeinsam unseren neuen Weg junge Spieler zu forcieren so engagiert und überzeugend mitgehen und unterstützen, wie sie zuletzt die Meisterambitionen unterstützt haben. Unser Ziel ist, die 1. Adresse für junge Spieler im österreichischen Basketball zu sein. Das heißt nicht Titeljagd, sondern die Weiterentwicklung des Vereins. Titel sind schön, aber es ist nicht minder wichtig, daran zu arbeiten in absehbarer Zeit die beste sportliche Organisation in Österreich zu haben. Meine Vorstandskollegen und ich sind überzeugt, dass uns das GEMEINSAM mit dem Zusammenhalt und dem Engagement aller Beteiligten auch gelingen wird.“

 

Wann starten die Gunners eigentlich in die neue Saison 2017/18?

„Am Sonntag, 1. Oktober, also dem Tag der Nationalratswahl, findet der Supercup in Kapfenberg statt. Die Meisterschaft beginnt eine Woche später mit einer Doppelrunde am 5. und 7. Oktober. Bis dahin haben wir allerdings noch viele Hausübungen zu erledigen.“, sagt Linzer.